Evangelisches Dekanat erlebt auf Studienfahrt die „Erprobungsräume“ in und um Erfurt
Wäller lernen Kirche an kirchfernen Orten kennen
bon
12.09.2025
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Die Teilnehmenden lernten in und um Erfurt die sogenannten „Erprobungsräume“ kennen – und konnten neue Ideen für die Arbeit im Westerwald mit nach Hause nehmen.
Mehr als 50 Erprobungsräume
Die Erprobungsräume sind ein Projekt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Sie wollen Glaube auf kreative Weise leben – mitten im Alltag, an neuen Orten und mit unterschiedlichen Menschen. Die EKM unterstützt sie mit Start- und Projektförderungen. Derzeit gibt es mehr als 50 solcher Initiativen, in denen rund 800 Ehrenamtliche aktiv sind. „Erprobungsräume wollen Kirche in entkirchlichter Region sein: in Brennpunkten, Plattenbausiedlungen, Innenstädten, auf dem flachen Land“, sagt Jana Petri, die die Gruppe im Augustinerkloster Erfurt ins Thema einführt. Erprobungsräume passen sich dem jeweiligen Kontext an, dienen ihm – und lassen die volkskirchliche Logik so mitunter hinter sich: „Wir agieren mit örtlichen Partnern und gehen hin zu den Leuten statt zu warten, dass sie zu uns kommen“, sagt Jana Petri.
Hoffnung im Brennpunkt
So wie in Gotha: Dort lernen die Gäste aus dem Westerwald das Projekt „Senfkorn – StadtteilMission“ kennen, eine Initiative, die seit 2016 Erprobungsraum ist und Hoffnung säen will – mitten im Brennpunkt. „Für das Gros der Menschen, die hier leben, ist Kirche etwas Fernes, Fremdes“, sagt Pfarrer Michael Weinmann. „Wir wollen Beziehungsnetze knüpfen, Glauben teilen und hinhören auf die Erwartungen und Geschichten der Leute – mit behutsamen Gottesdiensten, Angeboten für Kinder und Erwachsene.“
Präsenz zeigen
Kirche im Plattenbau. Viele Erprobungsräume widmen sich diesem Thema. Etwa das „Jesus Projekt“ in Erfurt, das mit Menschen am Rande der Gesellschaft arbeitet. Oder die „Kirche außer Haus“ in Jena-Lobeda: Jeden Dienstagnachmittag sind Pfarrerin Maria Krieg, Mitarbeiterin Anna Bergen und ihr Team verlässlich auf einem Platz in der Stadt im Schatten einer Wohnsiedlung und zeigen Präsenz: mit Kaffee und Kuchen, Bastelutensilien, Spiel- und Sportgeräten, Tischen und Stühlen. Und einem offenen Ohr für die Themen derjenigen, die kommen: meistens Mütter mit ihren Kindern, oft solche mit Migrationshintergrund. Frauen wie Shaza aus Syrien, die mit ihrer Tochter regelmäßig bei „Kirche außer Haus“ ist und heute frisch gebackenen Kuchen beisteuert. „Hier weiß ich, dass meine Kleine und ich gut aufgehoben sind“, sagt sie. „Meine Tochter kann hier spielen, und ich komme mit anderen Menschen ins Gespräch. Denn das ist immer noch die beste Art, eine fremde Sprache zu lernen.“ Shaza ist nicht die Einzige, die diese Erfahrung macht: „Wir treffen Menschen aus der Kirchengemeinde und solche, die mit Kirche wenig zu tun haben“, sagt Pfarrerin Maria Krieg. „Außerdem sind hier unterschiedliche Nationalitäten vereint: Ukrainer, Afghanen, Syrer, Deutsche. Das sorgt für einen unglaublich interessanten Austausch.“
Mut und Kreativität
Auch der Austausch der Teilnehmenden untereinander ist angeregt – mit vielen Gedanken, ob und wie sich die neuen Ideen im Westerwald umsetzen lassen. Aber auch: Wie man Dinge loslässt, um Raum für Neues zu schaffen. Und bei aller Unterschiedlichkeit zwischen dem Westerwald und Erfurt: Um Kirche neu zu denken, braucht es keine großen logistischen Klimmzüge. Sondern Mut und Kreativität, um Dinge auszuprobieren. Auch für die, die keine Kirchensteuer zahlen. (bon).
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