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Tour durch Westerwälder Kirchengemeinden begeistert

Charmante Luther-Gattin nimmt Wäller mit auf eine bezaubernde Reise

Sechs Stationen, ein proppenvoller Bus und eine Entführung: Die „Luthertour 500“, eine ganztägige Fahrt durch das Evangelische Dekanat Selters, war für alle Teilnehmer ein beeindruckendes Erlebnis.

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Zu verdanken haben sie das nicht nur dem Engagement der Kirchengemeinden entlang der Route, sondern auch Katharina von Bora: Die Luther-Gemahlin (sensationell dargestellt von der Eisenacher Schauspielerin Alexandra Husemeyer) entführte die rund 60 Gäste fast zehn Stunden lang in Luthers Zeit.

Ablasshandel in Selters

Die Tour beginnt im ausgehenden Mittelalter. Eine recht düstere Epoche, in der die Seele nur dann in den Himmel springt, wenn das Geld im Kasten klingt: Der Handel mit Ablassbriefen floriert, die Kirche macht sich das schlechte Gewissen der Leute zunutze. Doch dann leiten Luthers 95 Thesen die Zeitenwende ein. Die Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinde Selters zeigen in einem kurzen Theaterstück, wie sehr die Menschen unter ihrem schlechten Gewissen leiden – und wie befreiend die Botschaft Luthers von einem gnädigen Gott damals wie heute auf viele wirkt.

Ouvertüre im Omnibus

Dann steigt die Gruppe in den Bus und bricht auf zur großen Tour durch den Westerwald mit Katharina von Bora als charmante Reiseleiterin. Sie nimmt die Gäste mit ins 16. Jahrhundert, erzählt vom Gewitter bei Stotternheim, vom Gelübde ihres Ehemanns und von Luthers Weg ins Augustinerkloster. Die flüssige, dramaturgisch raffinierte Art, mit der Alexandra Husemeyer die Geschichte präsentiert, wirkt wie ein spannendes Hörspiel; wie eine kurzweilige Geschichtsstunde auf der Reise zur ersten Station: nach Roßbach.

Rhythmen in Roßbach

In der „Willkommensgemeinde“ Freirachdorf-Roßbach spricht Katharina über Luthers Idee der Freiheit und ums Ablegen der Fesseln. Dann erzählt sie von ihrem persönlichen Weg dorthin: von der Flucht aus dem Kloster in einem stinkenden Fischfass und von ihrer gemeinsamen Geschichte mit Martin Luther. Die beginnt ziemlich unromantisch: „Nach dem fünften Bier entscheidet sich Martin, dass er mich heiraten will – um den Papst zu ärgern, damit sein Vater Enkelkinder hat und um die Reformation zu bezeugen.“ Trotzdem lässt sich Katharina ihre Laune nicht von einem verkorksten Heiratsantrag verderben und lädt die Wäller flugs zu einem Tänzchen ein. Im Takt mittelalterlicher Klänge von Ulrike Adam-Sokol und ihrem Ensemble wiegen sich die Besucher im Schatten der Roßbacher Kirche.

Aufgetischt in Alsbach

Die Bewegung tut gut. Schließlich gibt’s auf der nächsten Etappe der Reise – Alsbach – ein liebevoll vorbereitetes Mittagessen mit Graupeneintopf, Bohnensuppe, frischem Brot und Bier. Und dazu die nicht minder rustikalen Tischreden Martin Luthers, vorgetragen vom Alsbacher Pfarrer Hartmut Failing. Nachdem es sich die Reisenden haben schmecken lassen, erlebten sie auf dem Weg zur dritten Etappe, Neuhäusel, einen Schrecken: Kurz vor ihrem Ziel entführen Wegelagerer den Bus.

Notlage in Neuhäusel

Vielleicht ist das die Strafe für die doch arg deftige Kritik Luthers an Papst Leo X, die Katharina von Bora den Reisenden hinter vorgehaltener Hand verrät. Wahrscheinlich spielt die Tat der „Wegelagerer“ aber auf die fingierte Entführung Luthers auf die Wartburg im Jahr 1521 an. Wie dem auch sei: Die verdutzte, aber gut gelaunte Gruppe muss das letzte Stück zur Erlöserkirche Neuhäusel zu Fuß zurücklegen. Die Entschädigung für den Überfall: ein schönes Mitsing-Konzert des Evangelischen Posaunenchores mit Lutherliedern wie „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ oder der „Marseillaise der Reformation“, „Ein feste Burg“.

Neue Hoffnung in Nordhofen

Den Weg zur vorletzten Station legt die Reisegruppe freilich ohne Zwischenfälle zurück und kommt wohlbehalten in Nordhofen an. Dort warten nicht nur duftender Kaffee und Apfelkuchen auf die Gäste, sondern auch Manfred Kuhl aus Mogendorf. Der Gärtner und sein Sohn Christoph pflanzen im Beisein der Reisenden eine Rote Sternrenette vor die evangelische Kirche – ein Apfelbäumchen. Denn das, so das berühmte Zitat, würde Luther bekanntermaßen selbst dann einsetzen, wenn am nächsten Tag die Welt unterginge. „Was viele nicht wissen: Diesen Satz hat mein Gatte nie gesagt“, erzählt Katharina von Bora, „Es wurde ihm später zugeschrieben. Aber die Aussage, niemals die Hoffnung aufzugeben, ist ganz im Sinne meines Mannes.“

Großes Finale in Höhr-Grenzhausen

Ein anderes Anliegen des Reformators und Bibelübersetzers war es, dem Volk aufs Maul zu schauen. Und darum geht es auch in Höhr-Grenzhausen, der letzten Station der Luthertour 500. Dort feiern die Tour-Teilnehmer mit vielen weiteren Gästen nicht nur ein fröhliches Fest, sondern einen gemeinsamen Abschlussgottesdienst. In ihm sprechen Pfarrerin Monika Christ, Pfarrvikarin Lisa Maria Gapp und Pfarrer Matthias Neuesüß ganz im Sinne Luthers darüber, dass sich die Dinge des Herzens am besten in der Muttersprache ausdrücken lassen. Manchmal aber auch mit Tanz und Musik: Den fröhlichen Schlusspunkt setzten die Spielleut Ranunculus, deren Trommel- und Schalmeyenklänge noch lange den Höhr-Grenzhäuser Abendhimmel erfüllten. Als die Teilnehmer der Tour nach Hause aufbrechen, lächeln sie alle. „Wir haben heute eine bewegende Gastfreundschaft erlebt“, sagt Dekan Wolfgang Weik zum Ende und dürfte ihnen damit aus der Seele sprechen. „Die Tour hat gezeigt, dass wir zu einer großartigen Gemeinschaft zusammenwachsen, wenn wir auf die Worte hören, die uns durch Martin Luther neu verständlich werden.“ (bon)

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